10.1.12

Henri de Guise, Herzog von Lothringen




Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Frankreich noch kein absolutistisch regierter Zentralstaat. Kardinal Richelieu trieb diese Entwicklung maßgeblich voran; natürlich gegen den Widerstand der Fürsten in den Provinzen. So wurde Frankreich mitten im Dreißigjährigen Krieg von Revolten und Schlachten "Franzosen gegen Franzosen" geplagt. 

Einer derer, die gegen den französischen König in den Krieg zogen, war Henri de Guise aus dem Hause Anjou.

„Er war unglaublich jung; Mitte Dreißig vielleicht – wie hatte er in seinem kurzen Leben all die Dinge untergebracht, von denen sie gehört hatte? Erzbischof in Reims, zwei Ehen, eine Verschwörung gegen den König von Frankreich, eine Aussöhnung und eine erneute Verschwörung. Und nun hier für die Interessen Frankreichs. Oder für seine eigenen?“  - aus: Königliche Republik


„Kindheit“ im heutigen Sinn gab es in der Frühen Neuzeit sowieso nicht. Die Söhne der Adligen hatten oft sehr jung schon bedeutende Ämter inne oder waren ranghohe Offiziere.
Henri de Guise (1614-1664) war als eines der jüngeren Kinder von klein auf für die kirchliche Laufbahn bestimmt worden. Obwohl nicht Priester, wurde er schon als Kind Abt mehrerer Klöster. Mit 15 wurde er zum Erzbischof von Reims ernannt. Durch den Tod eines älteren Bruders und dann seines Vaters wurde er der vierte Herzog de Guise. Das gab ihm 1641 den Vorwand, dem ungeliebten Kirchenamt zu entkommen. Auch hatte er Heiratspläne.
Er legte sich mit Richelieu an und musste deshalb aus Frankreich fliehen. Gemeinsam mit anderen französischen Adligen kämpfte er in der Schlacht von La Marfée (1641) gegen Frankreich. Er wurde vom Pariser Parlament daraufhin zum Tode verurteilt. Da man ihn selber nicht in den Fingern hatte, wurde ein Gemälde von ihm „hingerichtet“.
1643, nach dem Tod Richelieus und König Ludwigs XIII wurde er von der Regentin Anna von Österreich begnadigt und konnte nach Paris zurückkehren. Dort beteiligte er sich allerdings fleißig weiter an den Intrigen und musste nach dem Scheitern der „Conjuration des Importants“ erneut Frankreich verlassen.
Inzwischen hatte er geheiratet, mochte aber seine Frau nicht mehr und hatte sich in eine andere verliebt. In Rom versuchte er daher 1647, die Annullierung seiner ersten Ehe zu erreichen.

Die aufständischen Neapolitaner wandten sich Hilfe suchend an Henri de Guise. Daraus, dass seine Vorfahrin Isabelle de Lorraine 1420 den König von Neapel, René d’Anjou, geheiratet hatte, konnte das Anrecht auf den Thron Neapels abgeleitet werden.
Frankreich hieß es natürlich gut, dass Spanien geschwächt wurde; Mazarin und der König sagten ihre Unterstützung des Aufstands zu.

Im November 1647 wurde Henri de Guise zum Dogen von Neapel gekrönt. Die materielle Hilfe Frankreichs blieb aber spärlich. So wurde es nach anfänglichen militärischen Erfolgen immer schwieriger, sich gegen die Spanier zu behaupten. Zudem kam es zum Machtkampf mit Gennaro Annese, dem Generalleutnant Neapels. Schließlich warf de Guise auch noch seinen eigenen Heermeister, den Comte de Modène, wegen angeblichen Verrats ins Gefängnis.
Verraten wurde er aber von Neapolitanern, die im Geheimen mit Spanien paktierten. Er wurde aus der Stadt gelockt und am 6.April 1648 gefangen genommen.

Das war das Ende der Königlichen Republik Neapel.

Henri de Guise blieb bis 1652 in spanischer Gefangenschaft.







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